Das Selbstverständnis der DGWF
Die folgenden Statements resümieren den aktuellen Diskussionsstand innerhalb der Fachgesellschaft. Die DGWF repräsentiert eine große Bandbreite an Auffassungen und Meinungen zur wissenschaftlichen Weiterbildung. Dieses Spektrum ist Ausdruck einer lebendigen Organisation. Die vorliegenden Punkte sind aus dem gemeinsamen Diskurs aller Beteiligten hervorgegangen und beschreiben den zum Zeitpunkt der Erarbeitung im Jahr 2020 bestehenden Grundkonsens unserer Mitglieder.
Wissenschaftliche Weiterbildung als Teilsegment
Die Weiterbildung an Hochschulen ist ein spezifisches Teilsegment der Weiterbildungslandschaft in Deutschland. Ihr Proprium besteht in einer Bildung im Medium der Wissenschaft.
Gleichberechtigung und Vernetzung der wissenschaftlichen Weiterbildung mit Lehre und Forschung
Weiterbildung steht gleichberechtigt neben Lehre und Forschung und soll eng mit diesen Aufgabenbereichen vernetzt werden. Dazu sind eine systematische und vernetzte Strategiebildung an den Hochschulen und verlässliche sowie aufeinander aufbauende Förderlinien für die Profilbildung nötig.
Ausbau der Hochschulen als Institutionen des lebensbegleitenden Lernens
Hochschulen sollen flächendeckend zu Institutionen des lebensbegleitenden Lernens ausgebaut beziehungsweise weiterentwickelt werden. Ein entsprechender Ausbau der wissenschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen ist gezielt zu unterstützen, auch im Hinblick auf Organisationsentwicklung und die Ausarbeitung entsprechender Geschäftsmodelle.
Sicherung einer Grundfinanzierung von wissenschaftlicher Weiterbildung an Hochschulen
Weiterbildung an Hochschulen ist ein öffentliches Gut und bedarf einer auskömmlichen Grundfinanzierung. Die Leistungen der hochschulischen Weiterbildung sind in die Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Hochschulen einzuspeisen. Kapazitätsrecht und Lehrdeputatsverordnungen sind entsprechend zu überarbeiten.
Konsistentes Finanzierungsmodell und Förderungen zugunsten einer niedrigschwelligen und inklusiven Bildung
Teilnahmegebühren für spezifische Angebote stehen dazu nicht im Widerspruch. Zu fordern ist ein konsistentes Modell, das auch die Unterstützung der Teilnehmenden bei der Finanzierung beinhaltet (z.B. in Form von Gutscheinen oder Weiterbildungs-BAföG). Dies erhöht die inkludierende Wirkung von Weiterbildung an Hochschulen und stärkt den gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen.
Bewährte hochschulische Qualitätssicherung statt Überregulierung
Alle Angebote der hochschulischen Weiterbildung orientieren sich an den Qualitätsstandards für Studiengänge und an den jeweiligen Qualitätsmanagement-Systemen der Hochschulen. Es braucht keine neuen oder erweiterten Instrumente der Qualitätssicherung für die Weiterbildung an Hochschulen. Überregulierung sollte vermieden werden. Die Anpassung bestehender Instrumente an die Spezifika der wissenschaftlichen Weiterbildung hingegen ist notwendig und sinnvoll.
Wissenschaftliche Weiterbildung – nicht nur für Akademiker*innen
Weiterbildung an Hochschulen richtet sich an Akademiker*innen und/oder beruflich qualifizierte Personen mit Berufserfahrung und/oder Familienpflichten. Letztlich bestimmt die biographische Perspektive der Teilnehmenden, was Weiterbildung ist und was nicht. Nur so kann das Anliegen der Inklusion in Bildung und durch Bildung eingelöst werden.
Passende Bildungsformate für den sich stetig wandelnden Arbeitsmarkt
Angesichts des demografischen und digitalen Wandels ist schwer vorauszusehen, welche Qualifikationen in der Arbeitswelt und in der Wissenschaft künftig gebraucht werden. Die Vielfalt der Weiterbildungsangebote sowie flexibel studier- und nutzbare Bildungsformate sind aus dieser Sicht ausgesprochen hilfreich und sachangemessen. Das berufsbegleitende Lernen wird insbesondere durch digitale Lehrformate und/ oder das Fernstudium ermöglicht.
Transparenzraster für Entwicklung von Zertifikatsangeboten
Eine derzeit absehbare sinnvolle Setzung in der Weiterbildung an Hochschulen ist zum Beispiel der weiterbildende Bachelor. Unsere Mitglieder vertreten die Ansicht, dass dieses Studienformat bundesweit eingeführt werden sollte. Bei der Entwicklung von Zertifikatsangeboten im Hochschulbereich sollte man sich an dem von der DGWF vorgeschlagenen Transparenzraster orientieren.
Andere Organisationsformen unter dem Dach der Hochschulen
Organisationsformen, die die Weiterbildung an Hochschulen unterstützen, müssen auf Vielfalt und Nachfrage eingerichtet sein. Sie sollen unter dem Dach der Hochschulen verbleiben und nach Möglichkeit zentral organisiert werden. Die Einrichtung von „Professional Schools“ ist wünschenswert.